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Farmer George
(2025)Thomas Florio und Osmo Tapio Räihälä (engl.)
Bar; 1.0.1.0-0.0.0.0-perc-pft-vln.vlc
Abbreviations (PDF)
Sikorski
Festspielhaus, Seestudio, Bregenz
Thomas Florio, Bariton
FARMER GEORGE (König George III.) | Bariton |
König George III. (1738-1820) wurde wegen seiner psychischen Erkrankung in seinen späten Jahren auch The Mad King genannt. In seiner Jugend jedoch gaben seine Untertanen ihm den liebevoll-ironischen Beinamen Farmer George, der auf des Königs Liebe zum Landleben, sein Interesse an Landwirtschaft und seine häusliche Genügsamkeit anspielte.
Als Ergänzung zu Peter Maxwell Davies 1969 entstandenen Eight Songs of a Mad King schuf der Bariton Thomas Florio das Libretto zum Monodrama Farmer George, das von dem finnischen Komponisten Osmo Tapio Räihälä mit der von Maxwell Davies übernommenen Instrumentation vertont wurde. Während Maxwell Davies‘ Eight Songs die Seelenqualen des wahnsinnigen Königs thematisieren, befasst sich Räihäläs vorangestelltes Monodrama mit den Jahren des jungen Farmer George. Auf diese Weise wurde es möglich, ein abendfüllendes Programm über König George zu kreieren, dessen beide Teile – bei aller Verschiedenheit der kompositorischen Ansätze – formal durch die gemeinsame Besetzung und inhaltlich durch die Beleuchtung der verschiedenen seelischen Facetten von Georg III. ein eindrucksvolles und ergreifendes Psychogramm ergeben. Beide Werke, die gekoppelt eine Spieldauer von etwa 75 Minuten (ohne Pause) erreichen, stellen sowohl an das Instrumetalensemble als auch an den Solisten hohe Ansprüche – und bieten gleichzeitig dem Sänger ein enormes Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten bei der Auslotung tiefer menschlicher Emotionalität.
Das Werk ist konzipiert als Schwesterstück zu Peter Maxwell Davies’ Eight Songs for a Mad King.
„Georg III. war eine exzentrische Figur. Er war der erste hannoversche König, der hauptsächlich Englisch sprach, und er hatte ungewöhnlich bodenständige Interessen: Drechseln, Keramik, Botanik - und vor allem die Landwirtschaft. Er ging durch Gemüsebeete und Felder und hielt an, um mit den einfachen Leuten über die Landwirtschaft zu plaudern. Kein Wunder, dass er den Spitznamen Farmer George trug. Obwohl seine Ehe natürlich ein politisches Arrangement war, liebte er Königin Charlotte aufrichtig und innig, und - du meine Güte! - beteiligte sich aktiv an der Erziehung ihrer 15 Kinder, was zu jener Zeit ungewöhnlich war. Der Verlust mehrerer von ihnen traf ihn schwer. Der frühe Tod des jungen Prinzen Octavius und später der seiner jüngsten Tochter, Prinzessin Amelia, sollen seinen geistigen Verfall beschleunigt haben.
(...) Das neue Stück dauert etwas über zwanzig Minuten. Als ich es Anfang 2025 komponierte, war das zweifellos die intensivste Arbeitsphase meines Lebens - zeitweise befand ich mich in einem Zustand, den man als Hyperfokus bezeichnen könnte: Alles in meinem wachen (und gelegentlich auch träumenden) Leben drehte sich um Farmer George und seine Musik.
Mein Ausgangspunkt für diese Komposition war eher ungewöhnlich. Ich hatte nicht den Wunsch, eine Nachahmung der Musik des 18. Jahrhunderts zu schreiben - obwohl ich sowohl Händel als auch William Boyce, den Master of the King's Musick von Georg III. zitiere -, aber ich wollte auch keine revolutionäre neue Form der Avantgarde-Musik versuchen. Ich wollte, dass die Musik Farmer Georges Vernunft, seine Gelassenheit und seinen Edelmut widerspiegelt - Eigenschaften, die schließlich mit tiefer Enttäuschung und schließlich mit Verzweiflung kollidieren. Die Partitur enthält sowohl lyrische Harmonie als auch explosive Turbulenzen - ganz wie das Leben selbst.
Die Kraft von Farmer George hängt ganz von der Präsenz und der Intensität ab, die der Darsteller mitbringt. Opernkulissen oder Kostüme sind nicht nötig - Georges Kampf ist innerlich und psychologisch. Was treibt ihn schließlich an den Rand des Abgrunds, an den Punkt, an dem sein Verstand in den Wahnsinn kippt?“ (Osmo Tapio Räihälä)
tragisch