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Zwei neue Familienproduktionen ragen im Januar auf deutschsprachigen Bühnen hervor: Das Theater Rostock zeigt den Klassiker Der Zauberer von Oz, von Lucy Landymore in verblüffendem Kleinformat frisch adaptiert, und am Theater Görlitz ist Leonard Bernsteins Peter Pan erstmals als Tanzproduktion zu erleben.

Der Zauberer von Oz, Frank L. Baums weltberühmte Erzählung aus dem Jahr 1900, wurde unzählige Male für die Bühne, den Film und auch das Musiktheater adaptiert. Bei den Opernfestspielen in Heidenheim kam diesen Sommer eine neue Fassung als Musiktheater für junge Leute heraus, die es in sich hat: Lucy Landymore, international gefeierte Multi-Perkussionistin und Komponistin und BBC young musician of the year 2019, schrieb nach erfolgreichen Orchesterstücken ihr erstes Musiktheaterwerk. Und selbstverständlich spielt ihr eigenes Instrument dabei eine herausragende Rolle: Sie gibt dem Schlagzeug – außer diesem wird die Kammeroper nur noch vom Klavier begleitet – die Rolle des Blechmanns und verknüpft damit die „Tonspur“ aufs Engste mit dem Bühnengeschehen.

Ein Stück, das sich in der Nachfolge von Gold! von Leonard Evers für kleine Bühnen eignet, große Themen bewegt und die Orchester der Theater nicht belastet – das hatte Librettist Stephan Knies mit diesem neuen Zauberer von Oz im Sinn – und dementsprechend sind die überaus dankbaren Rollen durch sinnfällige Mehrfachbesetzungen auf ein Minimum von drei Sängern und eine Schauspielerin beschränkt.

Die Autoren sehen in Baums Erzählung nicht nur eine „Coming of age“-Geschichte, sondern vor allem eine Parabel auf die Notwendigkeit der ganzheitlichen Entwicklung junger Menschen, in der Herz, Mut und Verstand eine paritätische Bedeutung haben und durch ihr ständiges Wechselspiel helfen können, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Dass es bei den Herausforderungen nicht nur um die Auseinandersetzung mit den Mächten des Bösen geht, sondern vor allem auch um die Erkenntnis von Wahr und Falsch, im Aufdecken von Bluff und „falschem Zauber“, macht Baums Geschichte in Zeiten von KI, Bots und politischen Lügenmärchen überaus aktuell.

Nach der gefeierten Uraufführungsproduktion, die im Sommer 2024 in Heidenheim wieder aufgenommen wird, präsentiert das Theater Rostock eine neue Produktion des Zauberers von Oz in der Regie von Christina Gegenbauer, die am 6. Januar Premiere hat.

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Am 21. Januar feiert die wee dance company, die Tanzsparte des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz, Premiere mit Leonard Bernsteins Peter Pan. Dan Pelleg und Marko E. Weigert, künstlerische Leiter der Kompanie, realisieren das Stück als spartenübergreifendes Tanz-Theater mit Tänzer*innen, Sänger*innen, Chor und Orchester, das ausschließlich auf Bernsteins mitreißender Musik und seinen eigenen Songtexten basiert.

Peter Pan, ein Klassiker der Kinderbuchliteratur, und Leonard Bernstein – als Komponist, Dirigent, Pianist und Musikvermittler eine der Ikonen der Musikgeschichte: Wer hätte die außergewöhnliche Geschichte über den Jungen, der nicht erwachsen werden will, besser in ein Musiktheater verwandeln können als der Schöpfer von West Side Story und Candide? 1950 kam Bernsteins Peter Pan am Broadway zur Uraufführung. Was ein komplettes Musical hatte werden sollen, beschränkte sich dann allerdings auf eine Schauspieladaption von Barries Buch mit lediglich einer Handvoll Musiknummern, die die Schauspieler*innen zu singen in der Lage waren. Der größte Teil von Bernsteins Musik verschwand in der Schublade und wurde erst Jahrzehnte später von dem amerikanischen Dirigenten Alexander Frey wiederentdeckt. Seine CD-Ersteinspielung aller Songs und Musiknummern 2005 offenbarte einen unglaublichen musikalischen Schatz, der mit zum Besten gehört, was aus Bernsteins Feder geflossen ist. Während eine Reihe von Songs inzwischen ihr Eigenleben führen und zu Hits geworden sind – „Build my house“, „Who am I“, „Neverland“, „Peter, Peter“, „Dream with me“, „Spring will come again“ –, ist die Bühnenversion dennoch ein Stiefkind unter Bernsteins Musiktheaterwerken geblieben, was mit den großen Herausforderungen an die Besetzung verbunden ist.

Dan Pelleg und Marko E. Weigert machen nun aus der Not eine Tugend und verzichten in ihrem Tanztheater vollständig auf Dialogtexte. Ausgangspunkt ihrer Konzeption ist die Idee des Rollenspiels, die sich aus einem zentralen Satz im Stück ableitet. Die Idee eines Spiels im Spiel war schon in der ursprünglichen Broadway-Fassung angelegt, in der Boris Karloff sowohl den Familienvater Mr. Darling als auch den Kapitän Hook gab. In der Figur von Peter Pan sehen die Choreografen nicht einseitig eine Sehnsuchtsfigur von Erwachsenen als „Retter der Fantasie“, auch geht es ihnen nicht vordergründig um eine Auseinandersetzung mit dem Problem des Nicht-erwachsen-werden-Wollens (unter dem aktuell immer mehr Menschen zu leiden scheinen, mit allen fatalen Folgen für die Welt), sondern um den Antagonismus des ‚Nicht-zum-Stillstand-Kommens‘ unseres Entwicklungsprozesses zum ‚Erwachsensein‘, in dem, festgefahren im Korsett von Zwängen und gesellschaftlichen Erwartungshaltungen, kein seelisches Wachstum mehr möglich ist. Hier legen die Choreographen Schichten frei, die nicht unbedingt in Barries Buch, wohl aber in Bernsteins Songtexten und in seiner Musik angelegt sind.

Mit Peter Pan, von Ewa Strusinska musikalisch geleitet, verabschiedet sich die wee dance company nach 13 äußerst erfolgreichen Jahren mit ihrer Truppe von Görlitz. Wir wünschen Glück und Erfolg auf neuen Wegen!
 

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