OPERNSUCHE
Neue Bühnenwerke von Elena Kats-Chernin

In der Spielzeit 2024/25 treten die australische Komponistin Elena Kats-Chernin und die Wiener Librettistin Susanne Felicitas Wolf – erfolgreiches Künstlerinnen-Duo seit Barrie Koskys Berliner Monteverdi-Zyklus 2012 – mit gleich drei neuen Opern an die Öffentlichkeit, angefangen im September mit einer modernen Freischütz-Ergänzung.
Im Auftrag des Oldenburgischen Staatstheaters entstand die Neudeutung der berühmten Oper von Carl Maria von Weber: Freischütz – Ein Tanz mit dem Bösen ist ein Spiel mit Formen und Dimensionen – „eine Paraphrase über Liebe, Macht, Magie, Verlangen und Verantwortung“, so die Autorinnen. An dramaturgisch abgestimmten Stellen fügen sie neue Gesangsnummern in das bestehende Werk ein, verdichten Träume, Ängste, Surreales, Ungreifbares und Metaphysisches und schürfen spielerisch und packend in die Tiefe. Kats-Chernin komponierte in ihrer charismatischen Stilistik betörend kristalline Musiken, die Webers Original Raum lassen und doch starke eigene Kraft entfalten. Der Geschichte folgend, schrieb Wolf ergänzende zeitlose Dialoge und Liedtexte und zeichnete vor allem den Samiel neu: Er mutiert in dieser Ausdeutung zur großen, verspielten Verführerfigur und stellt sprech-singend die Frage in den Raum, wieviel Böses in uns allen schlummert und welche Seelenfarben wir in uns nähren.
Elena Kats-Chernin
Freischütz – Ein Tanz mit dem Bösen
Eine Assemblage zur Oper von Carl Maria von Weber
Text von Susanne Felicitas Wolf
UA: 14.09.2024 | Staatstheater Oldenburg
Regie: Joan Anton Rechi | Mus. Ltg.: Hendrik Vestmann
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Vielerorts ist vor allem im Advent Kinderopernzeit. So auch im Kieler Opernhaus, wo man ab Ende November Eine Weihnachtsgeschichte von Elena Kats-Chernin und Susanne Felicitas Wolf zeigt. Vorlage ist natürlich Charles Dickens’ A Christmas Carol – der Klassiker um den menschenfeindlichen Geizkragen Ebenezer Scrooge, der in der Nacht vor Heiligabend von mahnenden Geistern heimgesucht und schließlich zum Guten bekehrt wird. Das Autorinnenduo adaptierte die Erzählung 2023 im Auftrag der Philharmonie Luxemburg als knapp einstündiges Musiktheater für kleines Ensemble. Während die Geister als Gesangspartien gestaltet sind (wobei in Doppelrollen weitere Figuren zu verkörpern sind), handelt es sich bei Scrooge, seinem Schreiber Cratchit und seinem Neffen Fred um Schauspielrollen, die vielfach zur Musikuntermalung agieren. Für die spartenübergreifende Kieler Produktion erweiterte die Librettistin den Sprechanteil erheblich, so dass eine neue Stückfassung zur Erstaufführung kommt.
Elena Kats-Chernin
Eine Weihnachtsgeschichte (A Christmas Carol)
Kinderoper nach Charles Dickens
Text von Susanne Felicitas Wolf
EA: 24.11.2024 | Opernhaus Kiel
Regie: Kristin Trosits | Mus. Ltg.: Moritz Caffier
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Parallel arbeiten die Autorinnen an ihrem nun schon vierten Kindermusiktheater für Luxemburg: Lene fliegt ins Zirkusland kommt dort Ende April 2025 zur Uraufführung. An einem Freitag, dem 13., bekommt Lene, ein ganz normales Mädchen von heute, ungewöhnlichen Besuch. In ihrem Zimmer landet Pix, ein waschechter Zirkus-Papagei, der Jodeln, Schuhplatteln und Radfahren kann. Pix stammt aus dem Zirkusland, das winzig klein ist und in dem nur Artist*innen leben. Dort hat die ehemalige Dompteuse Karla Knall die Macht an sich gerissen, alle versklavt, den Zirkus abgeschafft, und Freude, Spaß und Lachen sind verboten. Pix will das Zirkusland retten und braucht jemand, der wirklich Mut besitzt … Gemeinsam starten Lene und er in ein großes Abenteuer voll Spannung, Zirkus-Zauber, Witz und jeder Menge Poesie. Lene fliegt ins Zirkusland ist eine Hommage an Kreativität und Berufung und eine Geschichte über Mut, Freundschaft, Macht(missbrauch) und das Entdecken ungeahnter Fähigkeiten. Mit diesem Stück findet auch Lene, die Protagonistin der Kinderoper Der herzlose Riese, eine bewusste Fortschreibung. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit der Zirkusschule Zaltimbanq’.
Elena Kats-Chernin
Lene fliegt ins Zirkusland
Märchenzirkusoper
Text von Susanne Felicitas Wolf
UA: 26.042025 | Philharmonie Luxembourg
Regie: Anisha Bondy | Mus. Ltg.: James Hendry
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Auch medial ist Elena Kats-Chernin gegenwärtig präsent: Im Herbst kommt international der neue Knet-Animationsfilm Memoir of a Snail in die Kinos, zu dem die Komponistin einen komplett neuen Soundtrack beigesteuert hat. Und bei ABC Classics ist kürzlich das Album „I Dream a World“ der Pianistin Tonya Lemoh erschienen, mit Auszügen aus Kats-Chernins Sammlung Piano Village (ABCL0082D).
Abb. oben: Promo-Motiv Oldenburgisches Staatstheater