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Alexander Lokshin
d. 1 June 1987, Moskau
Alexander Lasarewitsch Lokschin wurde am 19. September 1920 in Bijsk geboren, einer am Nordrand des zentralasiatischen Altai-Gebirges gelegenen Stadt in Sibirien. Seine Familie war baltisch-jüdischer Abstammung. Nach einer ersten pianistischen Ausbildung in Nowosibirsk ging er 1937 an das Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau, wo er Schüler von Nikolai Mjaskowski und Heinrich Litinski wurde. Nach Beendigung seines Kriegsdienstes als Flakhelfer bei der Roten Armee setzte er seine Studien am Moskauer Konservatorium fort. Da er jedoch in seiner Abschlussarbeit Gedichte von Charles Baudelaire („Les fleurs du mal“) vertonte, was die Zensurbehörden als westlich-dekadent brandmarkten, wurde er nicht zum Examen zugelassen.
Von 1945 bis 1948 arbeitete Lokschin als Instrumentationslehrer am Moskauer Konservatorium, bis er erneut in Ungnade fiel und suspendiert wurde, weil er in seinem Unterricht Werke von Mahler, Berg und Strawinsky behandelt hatte. Von 1949 bis zu seinem Tod im Jahr 1987 war Lokschin als freischaffender Komponist tätig. Bekannte Komponistenkollegen und Dirigenten wie Dmitri Schostakowitsch und Boris Tischtschenko, aber auch Jewgeni Mrawinski und Rudolf Barschai setzten sich stark für Lokschins Werke ein.
Neben zahlreichen Liedern und Chören, Film- und Bühnenmusiken umfasst sein Katalog folgende Werke: 11 Sinfonien, Klavierkonzert, Ungarische Fantasie für Violine und Orchester, Dramatische Ouvertüre für Orchester, „Margarete. Drei Szenen aus ‚Faust‘“ für Sopran und Orchester und mehrere kammermusikalische Werke (u.a. Klarinettenquintett, Streichquintett, Violinsonate, Klaviervariationen). Allerdings wurden seine dem Expressionismus nahestehenden Kompositionen zu seinen Lebzeiten kaum aufgeführt.
Insbesondere Rudolf Barschai setzte sich für Lokschins Werke stark ein, konnte jedoch nicht verhindern, dass dessen Schaffen stets eine Randerscheinung in den Konzertprogrammen blieb. Barschai, der mehr als die Hälfte der Sinfonien von Lokschin zur Uraufführung brachte, äußerte 1989, zwei Jahre nach dem Tod des Komponisten: „Für mich ist Lokschin einer der größten Komponisten unseres Jahrhunderts. Seine Zeit kommt jetzt, und es ist die Sache von uns Musikern, uns dafür einzusetzen, dass seine Werke gebührend gespielt werden“.
Alexander Lokschin starb am 11. Juni 1987 in Moskau.
Biographie kann kostenfrei in Programmheften mit dem folgenden Nachweis abgedruckt werden: Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Musikverlags Boosey & Hawkes/Sikorski