
Dmitri Shostakovich
d. 9 August 1975, Moscow
Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch wurde am 12. September (Alter Stil) / 25. September (Neuer Stil) 1906 in St. Petersburg geboren. Außerordentlich begabt, trat er im Alter von 13 Jahren in das Petrograder Konservatorium ein, wo er Klavier und Komposition studierte. 1925 schloss er sein Studium mit seiner Ersten Sinfonie op. 10 ab. Der triumphalen Uraufführung im Jahr 1926 folgten schnell Aufführungen in Europa und den USA, und im Alter von erst 19 Jahren war Schostakowitsch weltberühmt.
In seiner Jugend schrieb Schostakowitsch viel für das Theater, darunter drei Ballette und zwei meisterhafte Opern: Die Nase op. 15 (1928) und Lady Macbeth von Mzensk op. 29 (1932). Nach heftiger, öffentlicher Kritik im Jahr 1936, offenbar von Stalin selbst veranlasst, änderte der Komponist seinen Fokus: Sein Schaffen konzentrierte sich fortan überwiegend auf den Konzertsaal. Unter den zahlreichen Orchester-, Kammer- und Vokalwerken ragen besonders die beiden Zyklen von 15 Sinfonien und 15 Streichquartetten hervor. Obwohl immer noch umstritten, gehören diese zu den am regelmäßigsten aufgeführten Werken ihres des zurückliegenden Jahrhunderts.
Von Schostakowitschs Sinfonien gehören die Fünfte op. 47 (1937), die Achte op. 65 (1943) und die Zehnte op. 93 (1953) heute unbestritten zum Standardrepertoire. Die modernistische Vierte op. 43 (1936), von den sowjetischen Autoritäten lange unterdrückt, wird heute als Meisterwerk anerkannt, während die Siebte op. 60 (1941), entstanden während der Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht, zu einem Symbol des Kriegswiderstands avancierte.
1948 wurde Schostakowitsch auf dem „Kongress der Sowjetischen Komponisten“ heftig kritisiert und gedemütigt. Wie bereits 1938 wurde er zur persona non grata erklärt, seine Werke wurden verboten und er war politisch sowie künstlerisch isoliert.
Erst 1960 gab er dem Druck nach und trat der Kommunistischen Partei bei. Diese Kapitulation traf Schostakowitsch persönlich tief und entfremdete ihn von Freunden und Kollegen. In dieser Zeit schrieb er, innerhalb von drei Tagen, sein Streichquartett Nr. 8 op. 110 (1960), das er als „einen Nachruf auf mich selbst“ bezeichnete. Heute nicht mehr von den Konzertprogrammen wegzudenken, verwebt es Zitate aus Eigenkompositionen, bruchstückhafte Ausschnitte aus Werken anderer Komponisten, jüdische Musik und ein Gefängnislied aus dem 19. Jahrhundert zu einer kraftvollen dramatischen Struktur. In anderer Weise kraftvoll ist die 13. Sinfonie op. 113 (1962) für Bass, Chor und Orchester, ein Werk aus der Zeit des Tauwetters unter Chrustschow, das Gedichte von Jewgeni Jewtuschenko vertont und Antisemitismus sowie Ungerechtigkeit anprangert.
Schostakowitsch arbeitete eng mit einigen der größten Interpreten seiner Zeit zusammen: Jewgeni Mrawinski dirigierte die Uraufführungen vieler seiner Orchesterwerke, für den Geiger David Oistrach und den Cellisten Mstislaw Rostropowitsch entstanden jeweils zwei Konzerte. Die beiden Klavierkonzerte, eher leichtfüßige Stücke, komponierte Schostakowitsch für sich selbst und seinen Sohn Maxim.
In seinen letzten Jahren hatte Schostakowitsch nahezu ununterbrochen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und verbrachte lange Zeit in Krankenhäusern und Sanatorien. Die Musik seiner späten Schaffensperiode, darunter seine letzten beiden Sinfonien, seine späten Quartette, seine letzten Vokalzyklen und seine Violasonate op. 147 (1975), klingen ausgesprochen karg und düster, geprägt von großem Schmerz. Er starb am 9. August 1975 in Moskau.
Dmitri Schostakowitsch wird von Boosey & Hawkes verlegt.
Diese Biografie kann kostenfrei in Konzertprogrammen abgedruckt werden, mit folgendem Hinweis: Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Gerard McBurney/Boosey & Hawkes
This biography can be reproduced free of charge in concert programmes with the following credit: Reprinted by kind permission of Gerard McBurney/Boosey & Hawkes