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Ein Portrait im Rahmen unserer Serie: Komponistinnen bei Boosey & Hawkes

Werdegang
Unsuk Chin wurde 1961 in Seoul geboren. In jungen Jahren musste sie darum kämpfen, eine musikalische Laufbahn einschlagen zu können. "Ich wollte Konzertpianistin werden, aber im Südkorea der 1960er Jahre gab für die jüngste Schwester aus einer armen Familie nicht genug Geld für ordentlichen Unterricht." Sie wurde von einem Lehrer der Mittelschule, einem Komponisten, unterwiesen: "Er ermutigte mich, mein Vorhaben zu verfolgen, und bot mir die Möglichkeit, Aufnahmen und Partituren zu studieren, von denen ich dann einige vollständig abgeschrieben habe".

Nach mehreren Versuchen, einen Platz an der Seoul National University zu bekommen, wurde sie in die Klasse des koreanischen Komponisten Sukhi Kang aufgenommen. "Das war ein Glücksfall, denn für die europäische Musik der Moderne war er eine von nur wenigen Informationsquellen im damaligen Korea – einem sehr abgeschotteten Land, zu jeder Zeit eine Militärdiktatur.“ Diese Studien ermutigten Chin, sich aufs Komponieren zu konzentrieren und ihre Werke bei einer Reihe internationaler Wettbewerbe einzureichen.

1985 erhielt sie ein akademisches Austauschstipendium für ein Studium in Deutschland und trat in die Klasse von György Ligeti an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg ein. Ligeti hatte seinen Weg gemacht, unabhängig von der institutionellen Avantgarde, und sein Unterricht war undogmatisch: "Er ermutigte uns, alle Arten von Musik zu studieren, von der Sub-Sahara bis zu Conlon Nancarrow, von Miles Davis bis Guillaume Dufay.“ Das wirkte zwar befreiend, veranlasste Chin jedoch dazu, ihren kompositorischen Ansatz völlig neu zu überdenken, und nach dreijährigem Schweigen, "über den Umweg der elektroakustischen Komposition, fand ich meine eigene Stimme". 1988 ließ sie sich in Berlin nieder und lebt und arbeitet seither dort.

Zu den Schlüsselmomenten in Chins Karriere gehörten 1993 die Aufführung von Akrostichon-Wortspiel in London unter der musikalischen Leitung von George Benjamin, 2004 der Gewinn des Grawemeyer Award für ihr Violinkonzert und 2007 die Uraufführung ihrer Oper Alice in Wonderland an der Bayerischen Staatsoper in München. Ihre Werke werden heute von führenden Dirigent*innen und Klangkörpern auf der ganzen Welt aufgeführt, und Residenzen, Festivalschwerpunkte und neue Kompositionsaufträge füllen ihren Terminkalender.

Unsuk Chins Schaffen reicht von Instrumentalsolo- und Kammermusikwerken bis hin zu großen Partituren für Orchester und Gesang. Die Virtuosität ihrer Reihe von Klavier-Etüden zieht führende Tastenkünstler an, während ihre Ensemblewerke, darunter das Erinnerungen an das koreanische Straßentheater aufgreifende Gougalon, fest im Kernrepertoire von Ensembles rund um den Globus verankert sind. Chin wird besonders für ihre originelle Neuinterpretation der Gattung Solokonzert, mit Werken für Violine, Klavier, Cello, Klarinette und Sheng, gepriesen. Ihre Werke mit Orchester aus dem im letzten Jahrzehnt wurden durch einer große Vielfalt von Themen inspiriert: mythischer Gesang in Le Silence des Sirènes, die Gedankenwelt E.T.A. Hoffmanns in Mannequin, Astronomie in Le Chant des Enfants des Étoiles, Zellbiologie in ihrem Konzert für Orchester SPIRA und die Musikgeschichte selbst in Frontispiece.

Inspirationen
Unsuk Chin ist eine Komponistin, deren Musik eine moderne Sprache spricht und dennoch, da lyrisch und nicht doktrinär, voll kommunikativer Kraft ist. Sie verbindet ohrenfällige Originalität mit einem Kaleidoskop von Farben und spielerischer Virtuosität. In ihren Werken strebt Chin danach, eine starke Innenwelt in Klang zu verwandeln: "Meine Musik ist ein Spiegelbild meiner Träume. Ich versuche, die Visionen von unermesslichem Licht und von einer unglaublichen Farbenpracht, die ich in all meinen Träumen sehe, in Musik umzusetzen – ein Spiel von Licht und Farben, das durch den Raum schwebt und dabei eine Art fließender Klangskulptur bildet. Ihre Schönheit ist sehr abstrakt und fern, aber gerade wegen dieser Eigenschaften spricht sie die Emotionen an".

Unsuk Chins Interesse für Künste und Wissenschaften ist breit gefächert, aber, wie sie zusammenfasst, "Musik hat immer etwas mit Musik zu tun: Es geht darum, über Klänge nachzudenken und wie man sie organisiert – oder, in Gerard Griseys Worten, 'wir sind Musiker und unser Modell ist Klang, nicht Literatur, Klang, nicht Mathematik, Klang, nicht Theater, visuelle Kunst, Quantenphysik oder Geologie, Klang, nicht Astrologie oder Akupunktur'.“

Zusammenarbeit
Wie Unsuk Chin beschreibt, waren einige ihrer „denkwürdigsten Erfahrungen von Glück, von großen Musikerpersönlichkeiten uraufgeführt und interpretiert zu werden – jede erfolgreiche Zusammenarbeit fühlt sich wie ein neuer Durchbruch an". Zu den führenden Instrumentalist*innen, mit denen ihr Weg sie verbindet, gehören Viviane Hagner, Alban Gerhardt und Wu Wei in ihren Solokonzerten für Violine, Violoncello und Sheng; unter den Dirigent*innen, die sich für Chins Musik eingesetzt haben, befinden sich Simon Rattle, Kent Nagano, Gustavo Dudamel, Alan Gilbert, Esa-Pekka Salonen, David Robertson, Susanna Mälkki und Myung-Whun Chung.

Aktuell arbeitet Unsuk Chin an einer orchestralen Konzertouvertüre, angeregt von Beethovens Konversationsheften, und ihr zweites Violinkonzert, das sie im Auftrag des London Symphony Orchestra für Leonidas Kavakos komponiert.

Werke von Unsuk Chin bei Boosey & Hawkes

Hörbeispiele

Youtube-Playlist

photo: Priska Ketterer

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