Jüri Reinveres Peer Gynt in Bremerhaven

Mythologie, Fantasie, Identität und Selbstfindung – es sind die großen Themen, die Ibsens Peer Gynt bestimmen. Mit seiner 2014 an der Norwegischen Nationaloper uraufgeführten Opern-Adaption schuf Jüri Reinvere eine moderne Neudeutung. Sie kommt nun ab 3. Mai in Bremerhaven erstmals auf eine deutsche Bühne.
Für das Frühjahrsheft unseres Verlagsmagazins unter dem Motto „Werkstatt Oper“ schrieb der Leiter der Musiktheater-Sparte am Stadttheater Bremerhaven, Markus Tatzig, einen Text, in dem er schildert, wie die Entscheidung für das opulente, original deutschsprachige Werk fiel:
„Der Musiktheater-Spielplan am Stadttheater Bremerhaven setzt neben Repertoireklassikern auch auf Erstaufführungen, Uraufführungen und zeitgenössische Musiktheaterproduktionen. In der Spielzeit 2022/2023 fand Missy Mazzolis Breaking the Waves ein begeistertes Publikum und zeigte, wie packende Musik und handwerklich gut gemachte Inszenierungen Werke des 21. Jahrhunderts als Bestandteil eines Spielplans etablieren können. Mit der Erstaufführung von Peer Gynt von Jüri Reinvere setzen wir nun einen weiteren Schritt in diese Richtung.
Wir haben die aktuelle Saison mit Turandot eröffnet und danach unter anderem beliebte Klassiker wie My Fair Lady oder Le nozze di Figaro gespielt. So entstand die Idee, nach den beschwingten Komödien zum Saisonende eine dramatische Klammer zu schaffen, die sich ebenfalls einem märchenhaften und mythologischen Stoff widmet. Mir schien hierfür die Kombination aus einem „bekannten“ Titel und einer gut gemachten Partitur besonders sinnvoll. Als der Verlag uns Peer Gynt von Jüri Reinvere vorschlug, war ich sofort begeistert. Ich kenne Jüri Reinvere vor allem als Komponisten von Chorliteratur, deren Uraufführungen ich bereits mit dem RIAS Kammerchor Berlin hörte.
Die Geschichte ist vielen bekannt, sei es durch Ibsens Drama oder die zahlreichen Legenden über Elfen, Trolle und magische Welten – sie hat die Fantasie vieler Generationen beflügelt. Der Protagonist begibt sich auf eine Reise, die die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verwischt und tiefgehende Fragen von Identität und Selbstfindung aufwirft. Peer Gynt ist ein „Wanderer“, der sich vor Verantwortung drückt und in Lügen sowie der Flucht vor sich selbst lebt. Dieser Klassiker ist nicht nur ein Spiegel von Ibsens Gesellschaftskritik, sondern bleibt auch in der heutigen Zeit erschreckend aktuell.
Mit seiner Musik vertieft Jüri Reinvere die Emotionen des Stücks auf faszinierende Weise. Seine neoromantische Komposition verleiht der Geschichte eine neue Dimension und fängt sowohl den inneren Konflikt von Peer Gynt als auch die magischen Elemente der Erzählung ein. Außerdem passt die Partitur perfekt auf unser Ensemble – nur Peer Gynt und die Grinsekatze werden mit Gästen besetzt, alle weiteren Partien aus dem Haus. Mit dieser Besetzung unterstreichen wir unser klares Bekenntnis zu unserem Bremerhavener Ensembletheater. Das Inszenierungsteam bringt alle Erfahrung und Kreativität ein, um den Spagat zwischen der realen und der fantastischen, magischen Welt von Peer Gynt zu meistern.“
Erstaufführung der Originalfassung:
3. Mai 2025 Stadttheater Bremerhaven
Jüri Reinvere: Peer Gynt
Libretto vom Komponisten nach dem gleichnamigen Schauspiel von Henrik Ibsen
Musikalische Leitung: Marc Niemann
Inszenierung & Bühne: Johannes Pölzgutter
Kostüme & Videos: Tassilo Tesche
Dramaturgie: Markus Tatzig
Chor: Edward Mauritius Münch
Vorstellungstermine bis 29. Mai 2025
Werk im Verlag von Fennica Gehrman, vertreten durch Boosey & Hawkes | Sikorski
Foto: Promomotiv des Stadttheaters Bremerhaven mit Boshana Milkov, Mezzosopran (© Anni Strauss – Fotografie & Design)