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Hans Krása, als Sohn tschechisch-deutscher Eltern am 30. November 1899 in Prag geboren, genoß eine breitgefächerte musikalische Ausbildung und begann in den 20er Jahren eine vielverheißende, international ausgerichtete Laufbahn als kosmopolitisch geprägter Künstler. Entscheidende Prägung verdankte Krása der Begegnung mit Alexander Zemlinsky, der ihn unterrichtete und dann als Mitarbeiter an die (seit 1911 von Zemlinsky geleitete) Oper des Neuen Deutschen Theaters in Prag, später an die Kroll-Oper nach Berlin holte. Im Mai 1921 dirigierte Zemlinsky in einem philharmonischen Konzert die Uraufführung von Krásas Opus 1, den Orchestergrotesken mit begleitender Singstimme nach Texten aus Christian Morgensterns Galgenliedern. Krása übersiedelte nach Paris, wo er für kurze Zeit Schüler Albert Roussels wurde. Der Prager Erfolg der Orchestergrotesken wiederholte sich dort mit der Uraufführung der Symphonie für kleines Orchester (1. und 2. Satz) im April 1923 im Théâtre des Champs-Elysées und dem noch in Prag entstandenen Streichquartett Nr.1. Paris diente als Sprungbrett in eine internationale Karriere: Serge Koussevitsky leitete die vollständige Aufführung der Symphonie 1926 in Boston, 1927 erklang sie als offizieller Beitrag der Tschechoslovakei beim Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in Zürich.

Bereits seit 1925 erfreute sich Krása, durch Vermittlung Max Brods, eines Vertrages mit dem damals bedeutendsten Verlag für zeitgenössische Musik, der Universal Edition in Wien. Nach Prag zurückgekehrt, richteten sich Krásas kompositorische Pläne in der zweiten Hälfte der 20er Jahre wohl ausschließlich auf die Realisierung einer großen Oper. Verschiedene Projekte, unter anderem in Zusammenarbeit mit Brod, zerschlugen sich. 1928 begann Krása mit der Vertonung von Dostojewskijs Erzählung Onkelchens Traum, zu dem ihm der Chefredakeur des Prager Tageblatts Rudolf Thomas und der Dichter Rudolf Fuchs das Libretto schrieben. Die Komposition wurde 1930 abgeschlossen, doch fand die Uraufführung der nun Verlobung im Traum benannten Oper erst drei Jahre später durch George Szell am neuen Deutschen Theater in Prag statt - zu spät, um der erfolgreichen Produktion noch Aufführungen in Deutschland folgen zu lassen. Krása, der aufgrund seiner familiären und künstlerischen Prägung der deutschen Sprache und Kultur nahestand, vertonte nach 1933, als Reaktion auf den antisemitischen Terror des Nationalsozialismus, keinen deutschen Text mehr. Mit einer Schauspielmusik zu dem Stück Mládi ve hre (Jugend im Spiel - von Friedrich Torberg übersetzt, war dieses Stück über den Generationskonflikt als Anna sagt nein auch in Deutschland erfolgreich) begann 1935 die Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem Autor Adolf Hoffmeister, die ihre Fortsetzung 1938 in der Kinderoper Brundibár fand. Das Lied der Anna aus Jugend im Spiel, das geradezu die Popularität eines Schlagers erreichte, verarbeitete Krása im Variationssatz der Kammermusik für Cembalo und sieben Instrumente (1935/36) und in Thema und Variationen für Streichquartett (1936). Brundibár entstand 1938 anläßlich eines staatlichen Kinderopernwettbewerbs, eine öffentliche Aufführung wurde allerdings durch den Überfall Nazi-Deutschlands auf die Tschechoslovakei verhindert. Eine heimliche Aufführung mit Klavier fand im Winter 1942/43 im Kinderheim Hagibor statt, bereits im August desselben Jahres war der Komponist, zusammen mit vielen seiner Künstlerfreunde, nach Theresienstadt deportiert worden. Dort erarbeitete Krása 1943 eine neue Partitur entsprechend den instrumentalen Möglichkeiten am Ort. Brundibár wurde bis zur Deportation und Ermordung des Komponisten im Herbst 1944 in Auschwitz über 50 mal im Lager aufgeführt. Das etwa halbstündige Werk wurde zum Symbol schlechthin für die Musik im Lager Theresienstadt. Neben der zweiten Brundibár-Fassung komponierte Krása in Theresienstadt Drei Lieder für Bariton, Klarinette, Viola und Violoncello auf Texte von Rimbaud und Nezval (1943), die Streichtrios Tanz und Passacaglia & Fuga (1944), sowie die Ouvertüre für kleines Orchester (1943/44), die erst 1993 in Jerusalem zur Uraufführung gelangte.

Krása komponierte wenig, doch "was entsteht, ist von nachtwandlerischer Sicherheit" (Viktor Ullmann). Was Krása an Werken hinterließ ist von ähnlich geschliffener Vollendung wie die Werke eines Ravel. Die Einmaligkeit seiner Musik liegt in der Verschmelzung des spätromantisch-expressiven Erbes des Wiener Fin-de-Siècle, vermittelt durch Zemlinsky, mit französischer Clarté, Esprit und rhythmischer Prägnanz. Das "Klare, Lebendige, Lichtvolle", das der französische Kritiker Vuillermoz 1925 in Krásas Musik entdeckte, vermählt sich einem Hang zur Groteske, zur Ironie. In den späteren Werken erhält die Auseinandersetzung mit der böhmisch-mährischen Musiktradition größere Bedeutung.

This biography can be reproduced free of charge in concert programmes with the following credit: Reprinted by kind permission of Boosey & Hawkes

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