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Im Laufe des langen Lebens von Queen Elizabeth II. hat die königliche Familie viele Komponist*innen mit Auftragswerken betraut, geehrt und gefördert. Während das Vereinigte Königreich die verstorbene Monarchin betrauert, rufen wir Werke ins Gedächtnis, die eng mit dem britischen Königshaus und seiner Geschichte in den letzten Jahrzehnten verbunden sind.

Von Elgar und Britten bis Harrison Birtwistle und Karl Jenkins genossen zahlreiche Autor*innen, deren Werke bei Boosey & Hawkes verlegt sind, die Föerderung der britischen Königsfamilie. In vielen Fällen bestand eine persönliche Verbindung zu Queen Elizabeth II., wurden Kompositionen von ihr selbst in Auftrag gegeben. Einige Komponisten wurden sogar im Buckingham-Palast empfangen, ausgezeichnet oder konnten die Regentin nach der Aufführung ihrer Werke persönlich kennenlernen.

Als Master of the King’s Music komponierte Edward Elgar eines seiner letzten Werke bzw. eines der ersten Auftragswerke für die künftige Queen, als diese noch ein Kind war: Seine Nursery Suite wurde 1931 fertiggestellt und der kurz zuvor geborenen Prinzessin Margaret, ihrer älteren Schwester Prinzessin Elizabeth (der künftigen Queen) und der Herzogin von York (ihrer Mutter) gewidmet. Sie war eines der ersten Orchesterwerke, deren Uraufführung nicht in einem Konzertsaal, sondern in einem Aufnahmestudio stattfand.

Nach dem Tod von Arnold Bax im Jahr 1953 wurde Arthur Bliss Master of the Queen’s Music und komponierte in dieser Position unter anderem die Musik für die Investitur von Prinz Charles (dem jetzigen König Charles III.) als Prince of Wales im Jahr 1969. Sein Frühwerk A Colour Symphony, bei dem es um heraldische Themen geht, wurde viele Jahre später als Ballett mit dem Titel Royal Offering adaptiert.

Die wahrscheinlich engste Verbindung zu Queen Elizabeth II. unterhielt Benjamin Britten. Seine Oper Gloriana erlebte ihre Uraufführung im Juni 1953 im Rahmen einer königlichen Gala sechs Tage nach der Krönung der Queen. Doch dieser musiktheatrale Brückenschlag zwischen dem Ende des ersten Elisabethanischen Zeitalters und dem Beginn eines zweiten Elisabethanischen Zeitalters erwies sich als problematisch: Die bei der Uraufführung anwesenden Honoratioren waren nicht darauf vorbereitet, auf der Bühne eine eitle, kränkelnde Tudor-Monarchin zu sehen, die ihren Günstling, den Grafen von Essex, in den Tod schickt. Obwohl auch die Widmungsträgerin der Oper, die soeben gekrönte Queen, von dem Werk nur mäßig begeistert gewesen sein soll, entwickelte sich zwischen ihr und Britten in dessen letzten Lebensjahren eine Freundschaft, die auf persönlicher Ebene und in Briefen gepflegt wurde.
Snape Maltings, den Konzertsaal auf dem Gelände einer alten Malzfabrik in der Nähe von Aldeburgh, eröffnete die Queen gleich zweimal: Bei seiner Einweihung 1967 sowie 1970 nach dem Wiederaufbau infolge eines Brandes – wo sie äußerte, sie hoffe, nicht noch eine dritte Eröffnung abhalten zu müssen. 1975 bat sie Britten in einem Brief persönlich darum, das Amt des Masters of the Queen’s Music anzunehmen, was er aufgrund seines sich verschlechternden Gesundheitszustands jedoch ablehnen musste. Dieses Schreiben gehört zu einer Reihe persönlicher Briefen der Queen, die allesamt mit „Dear Ben“ beginnen und sich größtenteils auf die Komposition des Liederzyklus A Birthday Hansel beziehen, den die Mutter der Queen als Überraschungsgeschenk zu ihrem 75. Geburtstag bekommen sollte. Dank dieser Briefe fasste der schwerkranke Britten nach einer Herzoperation und einem Schlaganfall noch einmal den Mut zur Komposition. Die Uraufführung der daraufhin entstandenen Lieder durch Peter Pears fand bei einem privaten Hauskonzert statt, und die Beschenkte zeigte sich „höchst begeistert und hocherfreut über dieses herrliche Geburtstagsgeschenk“. Kurz vor seinem Tod wurde Britten 1976 in den Adelsstand erhoben, nachdem er bereits 1953 zum Companion of Honour ernannt und 1965 in den Order of Merit aufgenommen worden war.
Brittens letztes vollendetes Werk, die Welcome Ode, entstand für den Besuch der Queen in Ipswich anlässlich ihres Silbernen Thronjubiläums im Jahr 1977. Zum Zeitpunkt der Aufführung war Britten bereits nicht mehr am Leben. Die Queen hatte Peter Pears zu Brittens Tod persönlich kondoliert, was in der damaligen Zeit eine bemerkenswerte Anerkennung der homosexuellen Beziehung des Paares in Umgehung des offiziellen Protokolls bedeutete. Brittens Orchestrierung der britischen Nationalhymne in seinem unverkennbaren Stil, mit ihrem ungewöhnlich leisen Beginn, erfreut sich bis heute beim Publikum großer Beliebtheit und erklingt seit vielen Jahren regelmäßig bei der Last Night of the Proms.
Brittens Gloriana wird am 8. Dezember 2022 an der English National Opera im London Coliseum konzertant aufgeführt. Eine Produktion war schon länger aus Anlass des Platin-Kronjubiläums geplant und fügt sich nun auch passend in die Gedenkveranstaltungen zum Tode der Queen – als Hommage an das Ende zweier Elisabethanischer Zeitalter. Die musikalische Leitung übernimmt Martyn Brabbins, zur Besetzung gehören Christine Rice als Elizabeth I. sowie Charles Rice, Sophie Bevan, Alexandra Oomens und Alex Otterburn.

1956 reiste der junge HK Gruber, damals Mitglied der Wiener Sängerknaben, zum Edinburgh Festival, um dort als Altsolist mit den Wiener Philharmonikern das Requiem von Mozart aufzuführen. Er erinnert sich noch genau, dass „uns nach dem Konzert gesagt wurde, dass wir noch warten sollten, weil wir die Queen treffen sollten. Wir warteten also, bis sie kam. Einige von uns wurden von ihr begrüßt, mich küsste sie sogar auf die Wange. So wurde meine besondere Liebe zum Vereinigten Königreich und zum Commonwealth also bereits in meiner Kindheit, auf der Tournee als Sängerknabe, geboren.“

Vermutlich auf Empfehlung von Britten wurde 1975 als erster Nicht-Brite der australische Komponist Malcolm Williamson zum Master of the Queen’s Music ernannt. Er schrieb unter anderem für die Mutter der Queen die Ode, deren Uraufführung 1980 im Holyroodhouse stattfand, und ein Lament zum Gedenken an den ermordeten Lord Mountbatten. Williamsons vierte Symphonie war der Queen gewidmet, zu Ehren ihres Silbernen Thronjubiläums, kam jedoch nie zur Aufführung, da sie unvollendet blieb – ein weiterer Missklang im ohnehin schwierigen Verhältnis des Komponisten mit seiner royalen Rolle.

1986 besuchte die Queen im Rahmen des Leonard Bernstein gewidmeten Festivals des London Symphony Orchestra ein Galakonzert, bei dem sie den Komponisten persönlich kennenlernte. Auf dem Programm standen seine Chichester Psalms mit dem 15-jährigen Aled Jones als Solisten, die Serenade für Violine und Orchester mit Gidon Kremer und die Symphony No.2: The Age of Anxiety mit dem Pianisten Krystian Zimerman.

Nach Malcolm Williamsons Tod übernahm Peter Maxwell Davies 2004 für eine offiziell festgelegte Dauer von zehn Jahren die Position des Masters of the Queen’s Music. Seine Ernennung war umstritten, da er sich selbst stets als Republikaner bezeichnet hatte. Das Amt übte er auf eher moderne Art aus und betonte dabei stets, dass klassische Musik eine soziale Bedeutung habe und alle Menschen Zugang zu ihr haben sollten. Darüber hinaus empfahl er der Queen, jährlich eine Medaille für Musik zu vergeben, was sie daraufhin auch tat. In einem Interview mit dem Daily Telegraph äußerte er sich 2010 folgendermaßen: „Mir ist klar geworden, dass die Monarchie sehr viel zu sagen hat. Sie steht für Kontinuität, Tradition und Stabilität.“
Ein Jahr nach seiner Amtsübernahme hätte Maxwell Davies beinahe unbeabsichtigterweise gegen das königliche Protokoll verstoßen, als die Polizei auf der Suche nach einem toten Schwan sein Haus auf der schottischen Insel Sanday durchsuchte. Tatsächlich war ein Schwan nach einer Kollision mit einer Stromleitung in der Nähe seines Hauses verendet, und Maxwell Davies, ein bekennender Naturschützer, hatte den Rat der Königlichen Gesellschaft für Vogelschutz befolgt, den Kadaver zu entsorgen – auf eine kulinarische Lösung des Problems bedacht, wollte er „aus Brust und Beinen eine Terrine machen. Das hatte ich schon einmal gemacht, und es ist wirklich lecker.“ Als die Polizei mit einem Befehl zur Sicherstellung des Beweismittels anrückte, begegnete Maxwell Davies der behördlichen Aufregung mit Ironie, war aber dennoch der Meinung, man müsse den Buckingham-Palast informieren. Glücklicherweise wurde er nur verwarnt und nicht eines Verbrechens gegen eine geschützte Art beschuldigt: Denn alle Schwäne fast im gesamten Vereinigten Königreich befinden sich im Besitz des regierenden Monarchen – dies gilt allerdings nicht auf den Orkney-Inseln, wo die Schwäne nach einem altnordischen Gesetz Eigentum des Volkes sind.
Maxwell Davies wurde 1987 zum Ritter geschlagen und 2014 in den Order of the Companions of Honour aufgenommen. Sein Farewell to Stromness wurde am 12. September 2022 in der St.-Giles-Kathedrale in Edinburgh gespielt, als die Gemeinde auf die Ankunft des Sargs der Queen für den schottischen Dankgottesdienst wartete.

Harrison Birtwistle komponierte anlässlich der Eröffnung der Tate Gallery of Modern Art in London im Jahr 2000, an der auch die Queen teilnahm, die Fanfare 17 Tate Riffs. Er wurde 1988 zum Ritter geschlagen und 2001 im Buckingham-Palast in den Order of the Companions of Honour aufgenommen.

Die Royal Armouries – das nationale britische Museum für Waffen und Rüstungen – erteilten Karl Jenkins den Kompositionsauftrag zu The Armed Man: A Mass for Peace, deren Uraufführung im Jahr 2000 in der Royal Albert Hall stattfand. Für Catrin Finch, königliche Harfenistin von Prinz Charles, schrieb Jenkins im Jahr 2002 Over the Stone. Seine Vertonung von Laurence Binyons berühmter Ode For the Fallen erlebte ihre Uraufführung 2010 beim Festival of Remembrance in London in Anwesenheit der Queen. Jenkins wurde 2005 in den Order of the British Empire aufgenommen, erhielt 2010 den Titel Commander of the British Empire und wurde 2015 als erster walisischer Komponist im Rahmen der Ehrungen anlässlich des Geburtstags der Queen „für seine Dienste im Bereich Komposition und Überschreiten musikalischer Genregrenzen“ zum Ritter geschlagen.

James MacMillan komponierte eine Fanfare für das schottische Parlament, das nach einer Unterbrechung von 292 Jahren im Jahr 1999 durch die Queen seine historische Wiedereröffnung erlebte. MacMillan wurde 2004 in den Order of the British Empire aufgenommen und 2015 zum Ritter geschlagen.
Beim Dankgottesdienst für die Queen am 12. September 2022 in Edinburgh kamen zwei seiner Werke zur Aufführung: Offertorium für Orgel und Mitte manum tuam (Stretch forth your hand) aus den Strathclyde Motets, gesungen vom Chor der St.-Giles’-Kathedrale.
Beim Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II. am 19. September 2022 in London wurde seine eigens dafür komponierte Hymne Who shall separate us? uraufgeführt. Sie erklang am Ende des Gottesdienstes unter der Leitung von James O’Donnell, gesungen von den Chören der Westminster Abbey und der Chapel Royal. Rund 4 Milliarden TV-Zuschauerinnen und Zuschauer in aller Welt wurden Zeugen dieses singulären Ereignisses (mehr dazu in unserer englischsprachigen Meldung).
 

Photo: Benjamin Britten und die Queen beim Aldeburgh Festival 1967 (© Peter Dunne)

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