
David Del Tredici
David Del Tredici, der als Vater der Neoromantik in der Musik gilt, ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden (darunter dem Pulitzerpreis) und hat von fast allen bedeutenden Orchesterensembles Europas und Amerikas Kompositionsaufträge erhalten. „Del Tredici“, so äußerte sich einmal Aaron Copland, „ist das, was man unter Komponisten so selten findet – ein Schöpfer mit genuiner Begabung. Ich wage zu sagen, dass seine Musik ganz gewiss einen bleibenden Eindruck in der amerikanischen Musikszene hinterlassen wird. Ich weiß von keinem anderen Komponisten seiner Generation …, der frischere und wagemutigere Musik komponiert, oder Musik mit stärkerer Persönlichkeit.“
Einen Großteil seiner frühen Werke nahmen komplexe Vokalbearbeitungen von James Joyce (I Hear an Army, Night Conjure-Verse, Syzygy) und Lewis Carroll (Pop-Pourri, An Alice Symphony, Vintage Alice und Adventures Underground, um nur einige zu nennen) ein. In jüngerer Zeit hat Del Tredici Werke einer ganzen Kavalkade amerikanischer Gegenwartsdichter vertont, oft von homosexuellen Empfindungen getragen (drei Beispiele: Gay Life, Brother und Wondrous the Merge). Das Magazin OUT hat Del Tredici sogar zweimal zu einem der Menschen des Jahres gewählt.
Die letzten Jahre hindurch hat sich Del Tredici in intimere Bereiche der Kammermusik vorgewagt, etwa mit dem Streichquartett Nr. 1, dem Grand Trio (dargeboten vom Trio Kalichstein-Laredo-Robinson und kürzlich bei Boosey & Hawkes im Druck erschienen), sowie – anklingend an seine musikalischen Anfänge als Klavier-Wunderkind – eine ganze Reihe für Soloklavier: Gotham Glory, Drei Gymnopedies, Ballad in Yellow, Opposites Attract, Wedding Song und Wildwood Etude.
Der extravagante Del Tredici geht weiter seinen eigenen Weg und ist immer mit neuen Projekten beschäftigt. Im Mai 2005 leitete Robert Spano das Atlanta Symphony Orchester und Chor bei der Uraufführung und anschließenden Aufnahme von Paul Revere’s Ride, das kürzlich bei der 49. Grammy-Verleihung als Beste neue klassische Komposition des Jahres 2006 ausgezeichnet wurde. Im November 2005 erfolgte die Welturaufführung des Melodrams Rip Van Winkle mit dem National Symphony Orchestra unter Leitung von Leonard Slatkin, erzählt von dem weltberühmten Broadway-Schauspieler Brian Stokes Mitchell.
In den letzten Jahren ist eine Fülle von CDs mit Del Tredicis Musik erschienen. Die Deutsche Grammophon hat ihm eine CD in seiner vielgerühmten Reihe 20/21 mit Dirigent Oliver Knussen, Sopran Lucy Shelton und dem niederländischen ASKO-Ensemble gewidmet. Auf dem Label Music and Arts sind zwei neuere Liederzyklen Del Tredicis erschienen, mit Sopran Hila Plitmann und dem Komponisten am Klavier. Dorian hat In Wartime herausgebracht, eine spektakuläres neues Werk für Konzertband. Auf dem Label Koch schließlich hat Anthony de Mare eine Auswahl von Del Tredicis Klavierwerken eingespielt. Aus früheren Aufnahmen ragen die beiden Bestseller Final Alice und In Memory of a Summer Day (Teil 1 von Child Alice) heraus; das letztere Werk brachte Del Tredici 1980 den Pulitzerpreis ein.
Im März 2007 feierte David Del Tredici seinen 70. Geburtstag. Das ganze Jahr hindurch finden aus diesem Anlass Konzerte statt, darunter die Uraufführung von Magyar Madness, einem Kammermusikstück für Klarinette und Streichquartett, das Music Accord für den Klarinettisten David Krakauer und das Orion Streichquartett in Auftrag gegeben hat. Eine weitere Premiere ist die S/M Ballade für Klavier solo, ein Auftragswerk von Marc Peloquin, der das Stück auch der Öffentlichkeit vorstellen wird.
Unter neueren Veröffentlichungen mit Werken Del Tredicis sind die Sammlung der Lieder für Bariton und Klavier zu nennen, ebenso wie die Partitur und Einzelstimmen des Klaviertrios Grand Trio. Eine weitere Ausgabe von Klavierwerken ist in Arbeit; sie enthält unter anderem Gotham Glory und Drei Gymnopedies.
Del Tredici, namhafter Musikprofessor am City College of New York, lebt mit seinem Lebensgefährten Ray Warman in Greenwich Village.
Die Werke von David Del Tredici erscheinen im Verlag von Boosey & Hawkes.
January 2007