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Es ist nach wie vor eines des wirkmächtigsten Musikwerke zum Kriegsgedenken: Benjamin Brittens War Requiem – so auch zum 80. Jahrestag des Weltkriegsendes. 2026 jährt sich der Todestag des Komponisten zum 50. Mal.

In diesem Jahr wird international des Endes von Weltkrieg und Nazidiktatur anno 1945 gedacht. Je weiter die Ereignisse in die historische Ferne rücken, je weniger Zeitzeugen aus erster Hand berichten können, umso schwieriger wird es, lebendige Formen des Erinnerns zu finden. In seinem 2023 publizierten, vielgelobten Buch The Echo of Time entwickelt der US-amerikanische Autor Jeremy Eichler den Gedanken, dass es Kunstwerke sind, die Erinnerungen in sich bewahren und weit in die Zukunft tragen. Insbesondere die „geheime Kraft der Musik“ ermögliche es Nachgeborenen, sich emotional wie geistig mit dem Geschehenen zu verbinden. Musikalische Schöpfungen werden gleichsam zu Lebewesen, die mit der Hörerschaft in Kontakt treten und authentisch Zeugnis ablegen. In der Devise „My subject is War“, die Benjamin Britten seinem War Requiem voranstellt, erhebt das Kunstwerk selbst in diesem Sinne seine Stimme und spricht uns an.

Die Verheerungen des Krieges erlebte Britten am eigenen Leib, als er 1942 aus den USA in seine Heimat zurückkehrte. Unmittelbar nach Kriegsende war es ihm, dem überzeugten Pazifisten, ein dringendes Anliegen, mit Yehudi Menuhin Konzerte in den Lagers der „Displaced Persons“ in Deutschland zu geben. Sein Partner Peter Pears erklärte, der Schock über das auf dieser Reise Erlebte habe alle künftige Kompositionen Brittens geprägt. Dies gilt in besonderem Maße für das Werk, das er 1961 zur Einweihung der neu erbauten, von deutschen Bombern zerstörten Kathedrale von Coventry schrieb und dem er den expliziten Titel „Kriegs-Requiem“ gab. Die großformatige, hinsichtlich Musik und Bedeutungen so reiche Komposition steht selbst in Brittens vieldimensionalem Werk singulär dar. Die Verschränkung des lateinischen Messtextes mit der Kriegspoesie des 1918 gefallenen Wilfred Owen und die Originalbesetzung mit einem britischen Tenor, einem deutschen Bariton und einer russischen Sopranistin, allesamt Britten befreundet, zeigen die Einheit von zeitübergreifender Allgemeingültigkeit und persönlicher Involviertheit. Die Wirkung auf sein Publikum ist bis heute unmittelbar und nachhaltig, vom brutalen Wüten des Dies irea bis zur abschließenden Botschaft von Bruderschaft und Ruhe: „Let us sleep now“.

Die vielleicht prominenteste Aufführung 2025 wird am 6. September in der Phoenix Hall im Friedenspark von Hiroshima anlässlich des 80. Jahrestags des Atombombenabwurfs auf die Stadt stattfinden. Japanische und britische Interpreten treten dann gemeinsam auf: die Solist*innen Hiromi Omura, James Gilchrist und Roderick Williams, das Hiroshima Symphony Orchestra, der Bournemouth Symphony Chorus und der NHK Hiroshima Children's Chorus unter der Leitung von Gavin Carr.
> weitere kommende Aufführungen

Auch in direkter Verbindung mit aktuellen Krisen spielt das Werk eine prominente Rolle: Die Israeli Opera in Tel Aviv präsentierte im Dezember 2024 eine szenische Produktion des War Requiem in der Regie von Ido Ricklin und unter der musikalischen Leitung von Alexander Joel. Obwohl als Konzertstück komponiert, ist die Partitur in den letzten Jahren zahlreiche Male erfolgreich auf der Bühne umgesetzt worden, so von Calixto Bieito in Basel und Oslo, von Yoshi Oida in Lyon und von Daniel Kramer mit Ausstattung von Wolfgang Tillmans an der English National Opera in London. Im deutschsprachigen Raum zeigte die Oper Graz 2022 eine Inszenierung von Lorenzo Fioroni und das Musiktheater im Revier 2011 eine von Elisabeth Stöppler.

Die ukrainische Erstaufführung fand im Februar 2025 im Kiewer Opernhaus konzertant unter der Leitung von Mykola Dyadyura statt. Bereits im September 2023 nahm das Kyiv Symphony Orchestra an einer Aufführung in Prag teil, die vom tschechischen Fernsehen aufgezeichnet und von Arte ausgestrahlt wurde.
 
50. Todestag Benjamin Britten 2026

Am 4. Dezember 2026 jährt sich zum 50. Mal der Tod Benjamin Brittens in seinem Haus in Aldeburgh.

Zur Programmplanung rund um diesen Anlass stehen zahlreiche Ressourcen zur Verfügung (englischsprachig):
"Britten Connections" – Thematische Verbindungen von und zu Britten
Führer zu den Orchesterwerken
Führer zu den Bühnenwerken
Führer zur Chormusik

> Benjamin Britten bei Boosey & Hawkes

Außerdem:
> Repertoire Boosey & Hawkes zum Thema Krieg & Frieden
> Repertoire Sikorski zum Thema Krieg & Frieden (PDF)
> "Wendepunkte": verfolgte und verfemte Komponist*innen
 

>  Weitere Informationen zum Werk: War Requiem

Foto © Lotte Meiter-Graf / Boosey & Hawkes

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