Béla Bartók
d. 26 September 1945, New York
Béla Bartók wurde am 25. März 1881 in der damals ungarischen Stadt Nagyszentmiklós (heute das rumänische Sînnicolau Mare) geboren. Ersten Musikunterricht erhielt er von seiner Mutter, einer sehr guten Pianistin; sein Vater, ein Schulrektor, war ebenfalls musikalisch. Nachdem seine Familie 1894 nach Pressburg (heute Bratislava, Slowakei) übersiedelte, nahm er Unterricht bei László Erkel, dem Sohn von Ferenc Erkel, Ungarns ersten bedeutenden Opernkomponisten. 1899 nahm Bartók sein Studium an der Königlichen Musikakademie in Budapest auf, wo er 1903 sein Examen ablegte. Seine Lehrer waren János Koessler, der mit Brahms befreundet gewesen war, in Komposition, und István Thoman in Klavier. Bartók, der im Alter von 11 Jahren sein erstes öffentliches Konzert gegeben hatte, begann sich einen Ruf als Pianist über die Grenzen Ungarns hinaus zu erarbeiten, der bald in eine Lehrtätigkeit mündete: 1907 löste er Thoman als Professor für Klavier an der Akademie ab.
Béla Bartóks früheste Kompositionen, die spätromantischen Stil mit nationalen Elementen verbinden, entstanden unter dem Einfluss von Wagner, Brahms, Liszt und Strauss. Aus dieser Phase gingen Werke wie Kossuth hervor, ein ausgedehntes symphonisches Gedicht, das Bartók im Alter von 23 Jahren schrieb. Um 1905 begann er sich auf Anregung seines Freundes, des Komponisten Zoltán Kodály, der ungarischen Volksmusik zuzuwenden; gleichzeitig entdeckte er die Musik Debussys für sich. Infolgedessen wandelte sich sein Stil auf dramatische Weise: eine klare Konzentration und Zielsetzung wurde erkennbar – obgleich er anfangs sehr vielseitig blieb, wie seine Oper Herzog Blaubarts Burg (1911) und das Ballett Der holzgeschnitzte Prinz (1917) bewiesen. In der Folgezeit jedoch schrieb Bartók immer stärker im Geist der ungarischen Volksmusik und Volkstänze; seine Musik wurde schärfer, konzentrierter, chromatischer, dissonanter. Doch auch wenn man manchmal den Eindruck von Tonalität verliert, hat Bartók nie ganz atonal komponiert.
Sein Interesse an Volksmusik beschränkte sich nicht auf passives Aufnehmen. Bartók war ein eifriger Ethnomusikologe und sammelte erstmals systematisch Quellen auf gemeinsamen Reisen mit Kodály. Die beiden brachten 1906 gemeinsam eine Sammlung von Liedern heraus. Bartóks Engagement vertiefte sich in der Folgezeit und wurde gleichzeitig breiter, indem er eine Reihe volksmusikalischer Traditionen miteinbezog, nähere wie weiter entfernte: transsylvanische, rumänische, nordafrikanische und andere.
In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts verbreitete sich Bartóks Ruhm; er unternahm ausgedehnte Tourneen, sowohl als Pianist (meist führte er eigene Werke auf) wie als hoch angesehener Komponist. Werke wie die Tanzsuite für Orchester (1923), die Cantata profana (1934) oder das von Paul Sacher in Auftrag gegebene Divertimento für Streicher (1939) unterstrichen sein Ansehen. Nachdem die Nazis sein Ballett Der wunderbare Mandarin (1918/19) wegen seines anstößigen Inhalts verboten hatten, haftete seinem Ruf sogar etwas Anrüchiges an. Bis zu seinem Rücktritt 1934 lehrte er weiter an der Musikakademie, danach widmete er sich wieder stärker der Erforschung der Volksmusik.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs entschloss sich Bartók angesichts der kritischen Lage in Ungarn das Land gemeinsam mit seiner zweiten Frau, Ditta Pásztory, zu verlassen; trotz seiner tiefen Heimatverbundenheit emigrierten die beiden in die Vereinigten Staaten. Obwohl die Aussichten anfangs gut waren, verschlechterte sich seine materielle Situation dort zunehmend. Zwar bekam er einen Posten an der Columbia-Universität und konnte sich weiter seinen Volksmusikstudien widmen, doch gab es kaum Gelegenheit zu Konzertauftritten; auch Aufträge für Kompositionen kamen selten. Wichtig war in dieser Situationen Koussevitzkys Auftrag für das Konzert für Orchester (1943), das Bartók dringend benötigtes Geld einbrachte. Währenddessen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Trotzdem gelang es ihm noch, sein 3. Klavierkonzert zu vollenden und den Entwurf eines Bratschenkonzerts zu skizzieren, bevor er am 26. September 1945 schließlich an Polyzythämie, einer Form der Leukämie, starb.
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